Von Anja Papenberg
Die Zeit rund um den Jahreswechsel. Für viele Hundehalter ein Alptraum, obwohl es doch eigentlich eine Zeit voller Besinnlichkeit und Ruhe sein sollte. Oftmals geht es mit der Böllerei nämlich schon kurz vor Weihnachten los, da es für viele Menschen nicht oft und laut genug knallen kann. Unsere Hunde, die um ein vielfaches besser hören als wir, sehen das jedoch ganz anders.
Nicht bei jedem Hund ist diese Angst gleich stark ausgeprägt. Auch Hunde, die als Welpe sehr gut auf laute Geräusche vorbereitet worden sind, können sich plötzlich erschrecken und eine solche Angst entwickeln. Ebenfalls nimmt die Geräuschempfindlichkeit mit dem älter werden des Hundes zu. Vielfach bleibt diese Angst vom Halter unbemerkt, da der Hund vermeintlich ruhig in einer Ecke oder unter dem Sofa liegt. Daher ist es wichtig, seinen Hund lesen zu können und etwaige Stresssignale erkennen zu können. Hierzu zählen unter anderem weit aufgerissene Augen, erweiterte Pupillen, nervöses hin und her laufen, sich schlecken, sich verstecken wollen, wild um sich schauen, hecheln, speicheln, gekrümmter Rücken, eingezogene Rute etc. Zudem ist das problematische an diesen Geräuschen, dass sie plötzlich und unerwartet auftreten. Und bevor der Hund überhaupt die Zeit hat, diesen Reiz zuzuordnen und sich damit auseinander zu setzen, folgt schon der nächste Knall. Bumm. Es kann euch dann passieren, dass der Hund ohne ein entsprechendes Training die Angst auf weitere Geräusche überträgt und nicht mehr nur auf Feuerwerk reagiert sondern im weiteren Verlauf auch auf zuknallende Türen oder ein Buch, das man etwas zu fest zuschlägt. Daher ist es wichtig, dies zu erkennen und mit einem entsprechenden Training die Geräuschempfindlichkeit zu desensibilisieren.
Leider ist es für solch einTraining für dieses Jahr Silvester bereits zu spät. Im besten Fall startet ihr so ein Training am 1. Januar für das kommende Silvester.
Da die Knallerei sich leider nicht nur auf den 31.12. um Mitternacht beschränkt sondern oftmals schon ein paar Tage vorher und auch nachher noch geknallt wird, gebe ich euch hier ein paar Tipps, wie ihr eurem Hund diese Zeit etwas erträglicher machen könnt.
Safety First
Auch gut erzogene Hunde und solche, die bisher nicht gross auf die Knallerei reagiert haben, sollte man zu dieser Zeit des Jahres grundsätzlich mit einer Leine absichern. Es genügt oft nur ein Knall und der Hund haut in Panik ab. Ein worst case szeanrio. Fahrt wenn möglich sehr früh raus aus der Stadt und geht im Wald oder auf Feldern spazieren. Dort ist die Chance geringer, dass ein Böller direkt neben Euch hochgeht. Die Geräusche und die Gerüche durch Knaller sollten hier viel weniger sein.
Auslastung
Lastet Euren Hund tagsüber bestmöglich aus, dass er abends schön müde und froh ist, wenn er schlafen kann. Hierzu eigenen sich alle möglichen Futtersuchspiele, komplexere Apportieraufgaben, Futterbeutelsuche, Fährtentraining, körperliches Training und so weiter.
Zuhause
Wieder zuhause angekommen, könnt Ihr noch folgende Dinge beachten:
Verhalten des Menschen
Seid eurem Hund eine Stütze. Sucht er Nähe, lasst dies zu. Ob ihr euren Hund nur haltet oder ihn dabei leicht streichelt hängt davon ab, was eurem Hund gefällt. Achtet aber darauf, dass ihr nicht in Mitleid verfallt oder selbst hektisch durch die Wohnung geht. Vielmehr solltet ihr der sichere Pol für euren Hund sein. Je normaler ihr euch verhaltet, desto eher signalisiert ihr dem Hund, dass alles in Ordnung ist. Dem Hund ein souveräner und verlässlicher Partner sein. Und zwar nicht nur oder erst an Silvester sondern jeden Tag.
Hilfsmittel und Co.
Als erstes eine Warnung, was das Thema Medikamente angeht. Diese sollten nur in Absprache mit Eurem Tierarzt gegeben werden und auch nur, wenn unbedingt nötig. Das heisst, bei Hunden, die wirklich panisch sind und der Zustand nicht zumutbar ist. Von Medikamenten mit dem Wirkstoff “Acepromazin” ist jedoch gänzlich abzuraten, da diese den Hund nur körperlich lahm legen und dieser sich nicht mehr bewegen kann. Die Angst ist jedoch noch da, der Hund kann nur nicht entkommen.
Ansonsten gibt es ein paar Hilfsmittel, die mehr oder weniger empfehlenswert sind aber nicht bei jedem Hund gleich gut funktionieren oder angewendet werden können. Da ich die meisten nicht selbst getestet habe, kann ich für die Wirksamkeit keine Garantie übernehmen.
Schlecken und Kauen beruhigt
Ist euch vielleicht schon einmal aufgefallen, dass eurem Hund fast die Augen zu fallen und er einen Schlafzimmerblick bekommt, je länger er an einem Kauknochen herum nagt? Das könnt ihr euch ebenfalls zu Nutze machen und euren Hunden kurz vor Mitternacht etwas zum Kauen geben, an dem sie etwas länger zu tun haben. Oder aber ihr bereitet eine Schleckmatte bzw. einen gefüllten Kong vor. Der Inhalt richtet sich nach den Vorlieben eurer Hunde. Das kann Nassfutter gemischt mit Wasser sein, Quark mit Banane und Leberwurst oder ähnliches. Wenn man das Gemisch dann noch für ein paar Minuten in den Gefrierschrank packt, hat der Hund schön lange etwas zum Schlecken.
Abschliessende Tipps
Falls ihr nicht wegfahren könnt, bleibt mit eurem Hund Zuhause. Das eigene Zuhause ist oft der sichere Hafen für unsere Hunde und wir stressen sie nicht zusätzlich, indem wir sie mit auf eine Party oder zu Freunden schleppen. Ausnahme bestätigen natürlich die Regel, denn manchen Hunden hilft es, wenn die Menschen in fröhlicher und ausgelassener Stimmung sind, denn das signalisiert dem Hund wiederum, dass alles in Ordnung ist.
Der Hund sollte später am Abend noch einmal die Möglichkeit haben, sich zu versäubern. Auch hier wäre es von Vorteil, wenn ihr das ausserhalb der Stadt/des Quartiers erledigen könntet.
Bitte den Hund nicht alleine lassen. Im schlimmsten Fall verknüpfen die Hunde die Knallerei mit dem Alleinsein und verfallen immer wieder in diese Angst, sobald sie alleine Zuhause sind.
Ist die Angst noch nicht sehr stark ausgeprägt und der Hund noch ansprechbar, solltet ihr dafür sorgen, dass die Hunde jeden Knall mit etwas Positivem verbinden. Hierzu muss man allerdings allzeit parat sein, da man ja selbst auch nicht weiss, wann der nächste Knall kommt. Das kann ein Apportierspiel mit dem Lieblingspielzeug oder eine Futtersuche sein. Alles, was dem Hund richtig Spass macht.
Und zu guter Letzt:
Die Tipps sind nicht abschliessend und ich übernehme keine Garantie für Erfolg. Doch hoffentlich hilft der eine oder andere Tipp zur Unterstützung für einen stressfreien und erholsamen Abend.
Ich wünsche euch eine schöne Vorweihnachtszeit sowie einen ruhigen und entspannten Start in das neue Jahr.
Herzlich
Eure Anja & Sammy
Hier zu weiteren Infos über Anja Papenberg, Martin Rütter DOGS